Seit längerer Zeit schon beobachte ich den "Analoghype" in der Fotografie. Aktuell angeregt durch zwei Blogbeiträge von Ronny Warum analoge Fotografie im digitalen Zeitalter? und Monika Andrea Ich hasse übrigens den Begriff Entschleunigung … fühle ich mich bemüßigt, meinen Senf zum Thema beizutragen.
Die meisten meiner Fotos sind analog entstanden, was schlicht und einfach mit meinem Alter zu tun hat. Digital fotografiere ich seit 2007. In diesem Jahr habe ich mir eine Digitalkamera gekauft. Warum? Um mir die Arbeit zu erleichtern und die Möglichkeiten der Bildbearbeitung zu erweitern. Da ich meine alten Objektive weiter benutzen und mich bei der Bedienung der Kamera nicht umstellen wollte, entschied ich mich für eine Leica M8, nachdem ich viele Jahre mit einer Leica M6 fotografiert hatte.
Die Umstellung war für mich eine Offenbarung. Die neuen Möglichkeiten machten mich einfach nur glücklich. Schon alleine die Tatsache, nicht mehr einen Film lang auf eine bestimmte Empfindlichkeit festgelegt zu sein, war großartig. Die M6 habe ich noch ein paar Jahre behalten, aber kaum noch benutzt und nachdem ich einen Großteil meiner Dias und Filme gescannt hatte, war das analoge Kapitel für mich abgeschlossen. Mich fasziniert die digitale und nicht die analoge Fotografie.
Der "analoge Look" in der Fotografie hat mich schon zu Analogzeiten nicht fasziniert. Mein Lieblingsfilm war der Kodachrome 25, weil er so gut wie kein Korn aufwies und rasiermesserscharf war. Natürlich gibt es immer wieder Moden aber derzeit habe ich den Eindruck, dass viele Amateurfotografen der Meinung sind, ein Foto ist nur gut, wenn es viel Korn und Vignette besitzt und – falls es schon kein Schwarzweissfoto ist – zumindest die Farben "ausgewaschen" sind.
Was macht die Faszination der Analogfotografie aus?
Ich kann mir vorstellen, dass es für junge Leute, die mit der Digitalfotografie aufgewachsen sind, faszinierend ist, den analogen Prozess kennenzulernen. Sicherlich hat es auch etwas mit Technikbegeisterung zu tun, denn in meinen Augen ist der Unterschied analog – digital in erster Linie ein technischer.
Was ich allerdings schon immer merkwürdig fand, ist die hybride Arbeitsweise. Warum man ein analoges Foto mit einem in der Regel preisgünstigen und daher technisch unzulänglichen Scanner digitalisiert um es anschließend digital zu bearbeiten und digital zu veröffentlichen, wenn man die Möglichkeit hat, es gleich digital aufzunehmen, hat sich mir bisher nicht erschlossen. Diese Vorgehensweise kommt mir vor, als würde ich einen Text mit der Schreibmaschine tippen, einscannen und mittels OCR-Software wieder editierbar machen, damit ich die Tippfehler digital korrigieren kann.
Ich persönlich möchte jedenfalls die Möglichkeiten der digitalen Fotografie und Bildbearbeitung nicht mehr missen. Aber wer weiß … vielleicht kaufe ich mir irgendwann ja wieder mal einen analogen Fotoapparat und Filme?